
Die Wiener Kaffeehausmusik: Tradition und moderne Interpretation
Setz di her, nimm an Schluck von deim Verlängerten und lausch a bissl. Es gibt was Magisches an der Wiener Kaffeehausmusik. Des is net nur a Hintergrundrauschen, während ma in da Zeitung blättert oder über Gott und die Welt philosophiert. Na, des is a Stückerl Wiener Seele, a Klangteppich, der Tradition, Gemütlichkeit und a ganz eigenes Lebensgfühl miteinander verwebt. I find, diese Musik hat was Zeitloses, wurscht ob ma jetzt an die alten Meister denkt oder überlegt, wie des heute so klingt in der Stadt.
Tradition und Ursprünge der Kaffeehausmusik
Die Anfänge um 1870
Die Gschicht von der Kaffeehausmusik, so wie ma sie kennt, fangt so um 1870 an. Stellts euch des vor: Die prächtigen Wiener Kaffeehäuser, damals schon Treffpunkte für Künstler, Denker und alle, die einfach nur in Ruhe an Kaffee genießen wollten. In dieser ganz besonderen Atmosphäre is a eigener Sound entstanden. Beeinflusst war der sicher von der damals populären Salonmusik – also Musikstücken, die oft in privaten Salons gspielt wurden und eher leichter, unterhaltsamer Natur waren – aber immer mit dem Ziel, dass si die Leut im Kaffeehaus wohlfühlen. Die Melodien? Oft eingängig, so dass ma glei mitsummen könnt, aber nie banal. Die Harmonien? Interessant gnua, um aufzuhorchen, aber nie so kompliziert, dass es anstrengt. Und der Rhythmus? Lebendig, ja, aber immer entspannt, nie hetzig. Charakteristisch is diese einladende und gfühlige Art. Es is a Musik, die zum Verweilen einladt, die die Gespräche net übertönt, sondern angenehm begleitet und zur entspannten Stimmung beiträgt.
Ein Stück Wiener Kulturerbe
Des is ja des Besondere an der Wiener Kaffeehauskultur, die net umsonst seit 2011 zum UNESCO Kulturerbe zählt. Wie der Stefan Zweig schon so treffend gschrieben hat, war des Kaffeehaus a Art ‚demokratischer Klub‘, offen für jeden um wenig Geld. Ma hat stundenlang sitzen bleiben können bei aner einzigen Tass Kaffä, hat lesen, schreiben, diskutieren, Karten spielen können und unzählige Zeitungen konsumieren. Und zu diesem ganzen Ritual, zu dieser eleganten Lässigkeit, die ma so nur in Wien findt, da ghört halt auch die passende musikalische Untermalung. In vielen klassischen Häusern, denkt’s nur ans Café Central oder ans Café Prückel, is des bis heute so, dass am Abend oft a Klavier spielt. Des is ka Zufall, des is Teil vom Gesamterlebnis, des macht die einzigartige Stimmung erst richtig rund. Die Musik war und is a Teil von diesem sozialen Miteinander.
Lebendige Tradition heute
Und des Schöne is: Des is ka Gschicht von anno dazumal, die nur mehr im Museum existiert. Na, die Kaffeehausmusik lebt! Es gibt immer wieder Konzerte, die genau diese Tradition hochhalten und dem Publikum a Auszeit vom Alltag bieten. I denk da zum Beispiel an dieses Konzert zur Kaffeezeit, des vor einiger Zeit stattgefunden hat – a wunderbare Gelegenheit, um in die Klänge der 1920er Jahre einzutauchen, a Blütezeit für diese Art von Musik. Da spieln dann Ensembles wie Klassik am Rheinhöhenweg, vielleicht mit aner Geige dabei wie vom Albert Bösen, und bringen diese alten, charmanten Melodien wieder zum Klingen. Für viele Leut is des a willkommene Abwechslung, a Moment zum Durchschnaufen und Genießen.
Aber es san net nur die Konzerte. Wie gsagt, in manchen der alten, ehrwürdigen Kaffeehäuser wird die Tradition der Live-Musik ja immer no gepflegt. Dass da am Abend a Pianist sitzt und spielt, des is für mi a Form der modernen Interpretation, oder zumindest a Weiterführung der Tradition. Klar, vielleicht klingt’s net mehr exakt so wie vor hundert Jahren, und vielleicht san a paar modernere Stücke dabei, aber der Grundgedanke is derselbe: Musik zu schaffen, die zur Atmosphäre passt, die des Kaffeehaus zu dem macht, was es is – a Ort der Begegnung, der Kultur und der Entspannung. So wird die Tradition weitergegeben und bleibt lebendig, ohne zu verstauben.
Das Erbe der Kaffeehausmusik im modernen Wien
Wiens moderne Musikszene als Kontrast
Jetzt muss ma aber ehrlich sein: Wien is ja net nur Walzer und Kaffeehaus. Die Stadt hat a unglaublich lebendige, moderne Musikszene. Wenn ma sich anschaut, was zum Beispiel beim Donauinselfest abgeht – des is Europas größtes Open-Air-Festival bei freiem Eintritt, a riesen Sache mit Millionen Besuchern! Da siehst, wie modern, jung und weltoffen Wien musikalisch is. Da wird zu Pop, Rock, Electro und Hip-Hop gfeiert, von internationalen Stars bis zu heimischen Newcomern. Des is a wichtiger Markenbotschafter für’s moderne Wien.
Des Donauinselfest zeigt natürlich a ganz andere Seite von Wien als die intime Atmosphäre im Kaffeehaus. Lauter, bunter, vielfältiger. Aber was i spannend find: Auch da geht’s drum, Wiener Musikkultur zu zeigen und weiterzuentwickeln. Es gibt Bühnen für heimische Acts, Nachwuchswettbewerbe wie den ‚Rock The Island Contest‘, wo junge Talente a Chance kriegen und des vielleicht a Sprungbrett is. Und wenn dann, wie vor a paar Jahren zum 20. Todestag, a großes Falco-Tribute-Konzert stattfindet, dann schlagt des a Brücke zwischen aner Ikone der österreichischen Popmusik und der heutigen Zeit. Des zeigt für mi, dass Wien seine Wurzeln ehrt, aber sich musikalisch ständig weiterentwickelt und neue Ausdrucksformen findt. Es is halt a anderer Ausdruck von Wiener Musikkultur als die Kaffeehausmusik.
Der Geist der Kaffeehausmusik heute?
Die Frage is halt: Gibt’s auch a ‚moderne Kaffeehausmusik‘ im engeren Sinn? Also net nur des Bewahren der alten Stücke, sondern was ganz Neues, des diesen Stil aufgreift? I glaub, direkte musikalische Nachfolger san eher selten. Die klassische Kaffeehausmusik is sehr stark mit ihrer Zeit und ihrem Ort verbunden. Aber der Geist davon – anspruchsvolle, aber zugängliche Musik, die a angenehme, fast intime Atmosphäre schafft – den findt ma vielleicht in anderen Formen wieder. Vielleicht in manchen Jazz-Combos, die in Bars spielen, oder in Singer-Songwritern, die in kleinen Lokalen auftreten und mit ihrer Musik zum Zuhören und Verweilen einladen. Es is vielleicht weniger a Genre als a Gfühl, a Funktion von Musik, die weiterlebt, auch wenn’s anders klingt.
A Gfühl bleibt: Warum uns die Kaffeehausmusik immer no berührt
Warum also hat diese Musik, die oft schon über hundert Jahre alt is, immer no so an Reiz? I glaub, es is a Mischung. Sicher spielt die Nostalgie a Rolle, die Sehnsucht nach aner Zeit, die ma si vielleicht ruhiger und eleganter vorstellt. Aber es is sicher auch die Qualität der Musik selbst – oft san des handwerklich guat gemachte Stücke mit wunderschönen, eingängigen Melodien. Und dann is da natürlich dieses einzigartige Gfühl, des sie vermittelt: a Mischung aus Melancholie und Lebensfreude, aus Eleganz und Gemütlichkeit. Des is typisch Wien, könnt ma sagen.
Für mi als Musikliebhaber is es faszinierend zu sehen, wie diese Tradition gepflegt wird, während gleichzeitig in derselben Stadt ganz andere, moderne Sounds entstehen und gefeiert werden, wie eben beim Donauinselfest. Es zeigt die unglaubliche Bandbreite von Wien als Musikstadt. Die Kaffeehausmusik is a wichtiger Teil der Wiener Identität, a klingendes Symbol für a bestimmte Art zu leben und zu genießen. Sie erinnert uns daran, dass Musik net immer laut und fordernd sein muss, sondern auch leise, subtil und trotzdem – oder grad deswegen – tief berühren kann. Und vielleicht is es genau des, was ma in unserer schnellen, lauten Zeit manchmal braucht: a Musik, bei der ma einfach nur dasitzen, zuhören und die Zeit a bissl langsamer rinnen lassen kann.
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